Am 30. Juli 2024 standen im ITZ Plus die Türen für die Aktion „Schwäbische Türöffner“ offen. Geschäftsführer Nikolaus Hertle führte höchstpersönlich 24 interessierte Leserinnen und Leser der Schwäbischen Zeitung durch das Zentrum und hob den Nutzen von Innovationen für jeden Einzelnen von uns hervor. „Wir sind kein Elfenbeinturm, in dem mal so Forschung betrieben wird. Hier entstehen Dinge, die spätestens in ein paar Jahren auf den Markt kommen und so auch für die Bevölkerung verfügbar sind“, so Hertle. Als Beispiel nannte er die vielversprechenden Arbeiten einer Fraunhofer-Gruppe zur Krebsbekämpfung, die im ITZ Plus zum Thema „Virus basierte Therapeutika“ forschen sowie Verfahren für ihre Herstellung und präklinischen Prüfung entwickelt. „Es wird nicht übermorgen sein, aber es ist absehbar“, ist Nikolaus Hertle überzeugt, "bis Krebspatienten von den neuen Arzneimitteln profitieren."
Nach dieser Einführung wurden die Besucher*innen in vier Kleingruppen aufgeteilt und erhielten exklusiven Einblick in die von der Hochschule Biberach genutzten Energie- und Biotechnologielabore. Die Wissenschaftler*innen präsentierten eine Auswahl ihrer aktuellen Projekte und gewährten unter anderem einen Blick durch das Mikroskop. In jedem der Projekte hat das Thema Nachhaltigkeit einen besonderen Stellenwert.
Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Verwertung von Reststoffen und Abfallprodukten wie beispielsweise Biertreber. Die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes werden innerhalb der Produktion für die weitere Nutzung als Lebensmittelzusatzstoff umgeleitet und als Lebensmittel für den menschlichen Verzehr aufbereitet. Hier besteht eine Kooperation mit einem Startup, welches nach kompostierbaren Lösungen aus Reststoffen der Getränke- und Lebensmittelindustrie sucht und essbares Besteck herstellt.
In einem anderen Projekt geht es um die Entwicklung neuer Technologien für sauberes Wasser und im konkreten Fall um die Spurenstoffelimination entlang der Schussen. Zusammen mit dem Abwasserverband Unteres Schussental und anderen Fachleuten arbeiten die Wissenschaftler*innen an einem sogenannten Retentionsbodenfilter, der gezielt Mikroschadstoffe wie das Pflanzenschutzmittel Mecoprop oder den Arzneistoff Diclofenac entfernen kann.
Weitere Arbeitsgruppen informierten über neue Therapieformen bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen sowie über neue Ansätze, photosynthetische Produkte aus biogenen und industriellen Reststoffen ohne Licht herzustellen.
Große Aufmerksamkeit erhielt auch das Projekt MODE_PROBIO, in dem ein digitaler Zwilling zur Aufbereitung von Herstellungsprozessen im Bereich der Bioöknomie erarbeitet wird. Dabei werden KI-gestützt komplexe, biogene Roh-, Rest- und Abfallstoffe in marktfähige Produkte umgewandelt.
Im Energielabor durften die Besucher*innen die Klimakammer betreten, die auf Minusgrade heruntergekühlt war. Bei den heißen Temperaturen eine wohltuende Erfrischung! Normalerweise werden dort neue Materialen und Produkte auf ihre Langlebigkeit getestet und Umwelteinflüsse wie Kälte oder Hitze simuliert.
Im Anschluss gab es bei kühlen Softdrinks und belegten Wecken nochmal Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die regen Gespräche zeigten, wie beeindruckt unsere Gäste waren. „Ich wusste gar nicht, was für spannende Themen im ITZ Plus laufen“, meinte eine Dame und fügte gleich die Frage an, ob es zukünftig weitere derartige Türöffner-Aktionen gäbe. Diese Frage können wir eindeutig mit „JA“ beantworten.